Warum mich wandern glücklich macht
Warum mich wandern und Berggehen glücklich macht.
Es ist ja im Grunde genommen anstrengend bergauf zu gehen. Die Couch im Schatten des Baumes wäre ja auch nicht schlecht. Und trotzdem zieht es mich hinauf. So wie unlängst. Ich bin extra um 5:30 Uhr aufgestanden damit ich um 6 Uhr schon losstarten kann, ohne Frühstück (denn um die Zeit hab ich noch keinen Hunger). Wohlgemerkt: es war mein freier Tag und ich hätte ausschlafen können. Aber da der Wetterbericht 35°C vorhergesagt hat, zählt jede Minute.
Dann marschiere ich los. Die Sonne scheint auf die Felswand vor mir und lässt sie orange leuchten. Nur ich sehe das (denk ich mir halt, sonst ist ja niemand unterwegs) und alleine das, macht mich schon glücklich.
Ich kraxle eine kleine Abkürzung hinauf damit ich länger im Schatten gehen kann, denn die Sonne hat bereits ihre Kraft. Mir wird warm und ich muss schnaufen. Der erste Gedanke kommt – will ich das? Dann schau ich wieder auf die orange Felswand und bekräftige meine Entscheidung. Es macht einfach Spaß so einen Fuß vor den anderen zu setzen. Die Landschaft langsam vorbeiziehen lassen, die Blumen am Wegesrand versuchen zu benennen (hätte ich doch meine Freundin dabei, die Kräuterhexe, die kennt jedes Blümchen). Ich bewundere die Wurzeln der Bäume wie sie sich festkrallen in den Boden, oder hilflos in der Luft hängen da die Erde rundherum weggespült worden ist.
Ich komme zu einer Quelle und lasse aus einem feinen Rinnsal frisches Wasser in meine Flasche tröpfeln. Es dauert eine Ewigkeit. Doch es lohnt sich – das Wasser schmeckt köstlich.
Ich reduziere mein Tempo – wieso geh ich überhaupt so schnell? Ich werde nicht dafür bezahlt! Doch mit der Zeit pendelt sich ein Tempo ein, da ginge es nicht langsamer und nicht schneller. Ich geh einfach so dahin. Völlig verloren in Gedanken über dies und jenes und vergesse die Anstrengung und das Schwitzen. Dann fällt mir wieder ein, dass es gar nicht selbstverständlich ist, einfach so dahin zu gehen. Ich denke an jene Menschen, mit denen ich bereits gearbeitet habe und die Probleme mit Ihrem Bewegungsapparat haben. Dann bin ich wieder unendlich dankbar, dass ich meine Situation in den Griff bekommen habe und all das wieder machen kann, was ich mache. Es war ein breiter Weg.
Ich denke an die vielen Stunden der Bewegungstherapie mit Feldenkrais und Yoga und das konsequente Weitermachen. Und spür immer wieder in mich rein und setz den Fuß beim nächsten Mal bewusster auf, belaste die Hüfte mit Achtsamkeit und lass vor allem meinen Atem fließen. All das hilft mir im Gelände sicher unterwegs zu sein. Auch meine innere Balance immer wieder neu ausrichten. Und wenn ich eine Pause möchte, dann mach ich diese.
Und siehe da: ich habe den Gipfel erreicht, schau auf den See hinunter und es entsteht eine tiefe Dankbarkeit hier zu sein. Einfach da, wo man gerade ist und bin einfach glücklich.